Schrumpfungsprozess oder Baulücken werden geschlossen

Verbrauchen wir zu viel Fläche? Wenn man Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner glauben darf, wird immer noch zu viel neues Bauland ausgewiesen. Doch ihre Aussagen bleiben pauschal, sie gehen nicht in die Tiefe. Gönner nennt keine Beispiele. Dass auf den Fildern neben der Messe nun kräftig Gewerbefläche ausgewiesen werden soll, löst keinen Widerstand des Umweltministeriums aus. Aber der Ball, den sie abspielt, landet immer im Tor der Kommunalpolitiker. Diese müssen sich dann von Bürgern fragen lassen, ob sie genügend gegen den Flächenverbrauch tun.
Beispiel Mühlacker. Ich habe in diesem Weblog - Beitrag vom 1. Mai - schon Daten genannt zur Entwicklung in unserer Stadt.
Natürlich muss uns der Hinweis der Umweltministerin nachdenklich machen. Ich denke aber, dass wir in Mühlacker – im Gegensatz zu anderen Kommunen – durchaus zurückhaltend waren bei der Inanspruchnahme von Flächen.
Wir räumen sowohl in der Landes- als auch in der Regionalplanung und beim gemeinsamen Flächennutzungsplan für Mühlacker und Ötisheim der Innenentwicklung Vorrang ein vor der Außenentwicklung. Wir tun dies auch ganz praktisch, indem wir derzeit vier Sanierungsgebiete im Programm haben (Kernstadt Mühlacker, Dürrmenz, Großglattbach und Lienzingen). Aus denen stehen noch sechs Millionen Euro – 60 Prozent vom Land, 40 Prozent von der Stadt – bereit, um Ortskerne auch wieder zum Wohnen attraktiver zu machen.
Ich darf zitieren aus einem Beitrag der Umweltministerin Gönner für die Zeitschrift „Die Gemeinde“, Nr. 6/2007, Seite 197: Es wird auch künftig Außenentwicklungen geben. Aber als ultima ratio, nicht als erste Option.
Eine Aussage, der ich zustimmen kann. Aus der Praxis wissen wir allerdings, dass Innenentwicklung dann, wenn sie jemanden konkret tangiert – zum Beispiel durch Nachverdichtung – auch auf Protest stößt.

Die Stadt Mühlacker tut noch mehr. Sie erarbeitete ein Baulückenkataster und stellt die Daten ins Internet unter www.geobip.de Wer einen Bauplatz sucht, kann sich durch die vorhandenen und erschlossenen Wohngebiete klicken und schauen, wo was frei ist. Die Darbietung ist bedienerfreundlich und aussagekräftig.
Natürlich wird es immer wieder Differenzen zwischen dem Datenbank-Bestand und der Realität geben. Zwei Beispiele in Lienzingen: Auf dem an der Friedenstraße angegebenen Baulücken-Grundstück wird seit Wochen gebaut - und der Eigentümer des Grundstücks an der Lohwiesenstraße verkauft nicht. Wahrscheinlich kann man solche Fälle nicht schnell in den Griff bekommen.
Interessant ist aber eine Aussage: 372 Grundstücke und Baulücken seien vorhanden. Ich habe keine Zweifel an der Richtigkeit dieser Zahl. Weshalb aber von der Stadtverwaltung immer von mehr als 500 Baulücken gesprochen wird, ist überraschend. Ich habe schon den Eindruck, dass sich die Zahl der Baulücken kontinuierlich reduziert. Ein erfreulicher Schrumpfungsprozess.
Also: Wir betreiben aktive Innenentwicklung, haben eine Baulücken-Börse im Internet und setzen nicht nur auf immer neue Baugebiete. Aber ohne sie geht es auch nicht - und sie müssen rechtzeitig geplant werden. Wenn wir aber ein Neubaugebiet erschließen müssen, sind wir sparsam und geben der Abrundung bzw. Erweiterung vorhandener Wohngebiete den Vorrang. Das müsste die Ministerin doch freuen.

Weitere Infos:

Berechnungen zum Wohnraumbedarf IR_Steckbrief_24_Enzkreis.pdf

Ludwigsburger Kreiszeitung, 16. Mai 2007 wohnungsnot.pdf

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